Pressemitteilung
Besuch beim Energie-Mächler Bischoff im Kreuzthal
Mit Begriffen wie Autarkie, Amortisation, Rendite, Förderfähigkeit kann Günter Bischoff gar nichts anfangen, stattdessen: „Stuttgart und München sind saumäßig weit abgelegen!“, einer seiner typischen, verschmitzten Sprüche! Sein Leben nämlich spielt sich seit über 20 Jahren auf der Alpe Steinberg im oberen Kreuzthal ab. Politisch gehört die zur Gemeinde Buchenberg und liegt somit in Bayern; telefonisch gehört das Kreuzthal mit seiner 07 Vorwahl hingegen zu Baden-Württemberg. Im Grunde aber ist das egal, denn wenn´ s hart auf hart kommt, ist man eh auf sich allein gestellt! Notruf 112? „Bis die aus Leutkirch mal anrücken, ist schon alles zu spät“; Handy? Keine Chance - Funkloch! Abrutschender Tobel bis 10 Meter vorm Haus?, „Das Wasserwirtschaftsamt ist ja nur für fließende Gewässer zuständig.“ Aber Günter Bischoff ist sowieso einer, der lieber alles so macht, wie er es für richtig hält. Dann wird halt der Tobel auf eigene Kosten stabilisiert und der Schupf auf der Bergkuppe selber mit einer angemesseneren Dachneigung für die PV Anlage gebaut und dafür auf die Zuschüsse vom Landwirtschaftsamt verzichtet! Entstanden ist der Unterstand aber nicht um den Geldsegen des EEG abzugreifen, sondern ganz schlicht aus Tierliebe, damit das Sömmerungsvieh dort oben nicht zu arg von den Rinderbremsen gepiesackt wird. (Seine Frau ist Biologin und schrieb jahrzehntelang für den „Kosmos“.) Nachdem dort in mehr als 1000 Meter Höhe viel häufiger die Sonne scheint als im Tal, bot sich die Photovoltaik ja an; die 700 Meter Leitung zum Haus kann man ja mit dem historischen alten Eicher Traktor selber verlegen.
Im Allgäu nennt man jemanden wie Günter Bischoff wohl einen Mächler – dabei ist er ein waschechter Stuttgarter und Aussteiger!
Gelernt hat er Schreiner, dann sein eigenes Konstruktionsbüro gegründet. Worcaholic ist er auch heute noch. Als er aber mit Mitte 40 massive körperliche Anzeichen von burn-out bemerkte, riss er das Steuer `rum, verkaufte und siedelte sich in „Schwäbisch Sibirien“, also im Kreuzthal, an. Günter Bischoff kann handwerklich mehr oder weniger alles und so wurden die ersten 7 Jahre zuerst mal das Austragshaus und anschließend der verlotterte Bauernhof zu einem Schmuckstück mit Fußbodenheizung hergerichtet. Und dann kam eins zum anderen: Warum denn das teure Heizöl bezahlen? Da war doch der große Wald und so wurde die Heizung auf Scheitholz mit zwei 3000 Liter Wasserspeichern umgerüstet! Dazu die große überdachte Holzlege angebaut und die Holzstapel akkurat mit eingravierten Jahreszahlen versehen, säckeweise liegen auch Hackschnitzel im Anbau: Bischoffs Erklärung: „Zwar bringt Scheitholz mehr Energie, aber ein Baum besteht mengenmäßig zu 50% aus Ästen und Zweigen, und warum soll ich denn das verschenken?“
Das Problem mit dem Schnee auf seiner PV Anlage, sie verhindert ja die Sonnen-“Ernte“, löste Bischoff mithilfe von unten offenen Alu-Trapezblechen, in denen die erwärmte Luft aufsteigt und so die darüber liegenden PV-Platten erwärmt: der Schnee rutscht ab! Deshalb also die steilere, nicht förderfähige Dachneigung! Später baute Bischoff neben dem Unterstand noch ein Windrad auf einem selbstkonstruierten Gittermast mit eingebauter webcam (....), dann muss parallel halt eine zweite Stromleitung verlegt werden! Plötzlich war zu viel Strom da! Und den billig einzuspeisen um später teuer wieder welchen zuzukaufen ist des sparsamen Schwaben Sache nicht! Also wurde für diesen Überschussstrom ein Renault Zoe angeschafft und für die eigenen Bedürfnisse als Minitransporter umgebaut. Bei der Besichtigung entspannte sich gleich eine technische Diskussion mit Manfred Bauerfeind, der zur Exkursion mit eben einem solchen, aber unveränderten Modell angefahren kam.
Was denn mit der Nutzung seines eigenen Wassers durch eine Kleinkraftanlage sei, wurde Günter Bischoff gefragt. Die Antwort war typisch: Da gäbe es so viele Vorschriften, da ließe er lieber die Finger davon! Aber eine Dreikammer Kläranlage habe er gebaut, warum denn teuer für die Entsorgung des eigenen Wassers zahlen? Die gleiche Pragmatik bei Batteriestromspeichern: Die seien noch nicht ausgereift, da warte er lieber noch ab!
Nach der Besichtigung wurden die Teilnehmer in die schmucke Bauernstube gebeten und da wurde auch klar, warum die Bischoffs so genau die Teilnehmerzahl im Voraus wissen wollten. Eine opulente Brotzeit ließ keine Wünsche offen. Wir waren beschämt: Der Energie-Pionier war nur sparsam aus gesundem Menschenverstand und Technikbegeisterung, als Gastgeber aber äußerst freigiebig! Mögen er und seine liebe Frau noch lange Jahre dort oben im „Dunklen Herzen des Allgäus“ (HOLZBERGER) mächeln und anderen ein Vorbild sein. Wir danken herzlich für diesen Besuch und wünschten uns mehr solche unideologischen Umweltschützer.